Wie alles begann
Der Posaunenchor Absberg , der auf stolze 100 Jahre zurückblicken darf, fand seine Anfänge im Winter 1907 / 1908.
Georg Späth ( Nr. 65 ) war es, der es verstand, einige Männer für das Posaunenspiel zu begeistern.
So fanden in den Wintermonaten 1907 / 1908 die ersten Anfangsübungen in seinem Hofhaus im „oberen Flecken“ statt.
Lehrer Friedrich Raab leitete die Proben, und Pfarrer Friedrich Nicolaus Frank erfolgte am 2. März 1908 die Gründung des Posaunenchores Absberg.
Es war in der damaligen Zeit keine leichte Angelegenheit, einen Posaunenchor ins Leben zu rufen.
Instrumente und Notenmaterial mußten von den Bläsern zum größten Teil aus eigener Tasche bezahlt werden.
Trotzdem gehörten die Absberger zu den ersten Posaunenchören im Land.
1908 gab es 48 Posaunenchöre in Bayern
2008 sind es 895.
Glaubt man den Berichten, so soll wegen der kurzen Schulungszeit bei einer Hochzeit im Jahr 1909 vor lauter Aufregung das Blasen schief gegangen sein.
Der Ehe, so wird überliefert, soll es nicht geschadet haben.
Der Liebe zur Sache taten solche kleinen „Ausrutscher“ auch keinen Abbruch, denn stetig wuchs die Zahl der Bläser an.
Vielleicht lag es an der Satzung des Chores, die den Beitritt mit 10 Mark wesentlich leichter machten, als das grundlose Ausscheiden, daß mit 100 Mark bestraft wurde !?
vorne von links nach rechts: Otto Rieger, Otto Rieger, Friedrich Patutschnik, Johann Sauer
hinten von links nach rechts: Friedrich Schultheiß, Georg Späth, Pfarrer Frank, Lehrer Friedrich Raab, Johann Schleier, Martin Sauerbeck
Am 19.1.1920 schreibt Pfarrer Wilhelm an den Posaunenchorverband:
„Hier steht seit Jahren ein Posaunenchor unter der trefflichen Leitung meines Lehrers mit 12 Mann in schönster Blüte“.
Einige zeit später beklagt er n einem weiteren Brief an den Verband:
„Mein Posaunenchor ist unter Leitung des Lehrers ziemlich „selbständig“. Die Verwesungszeit hat man fortan benutzt, um sich von Pfarrers Joch frei zu machen. So habe ich in das intern des Vereins nicht hineinzureden, und will es auch nicht. Nur wenn er kirchlich wirkt, so bestimme ich.“
„Der Ehre Gottes und den Namen Jesu dienen“ – so lautete der oberste Grundsatz der Satzung des Chores, als sie am
29. Mai 1922 neu unterzeichnet wird.
Zu dieser Zeit war das Gründungsmitglied Otto Rieger,
Hauptstraße 52, bereits im Krieg gefallen.
Das Gründungsmitglied Friedrich Patutschnik war nach Untererlbach verzogen. Neu hinzugekommen waren Hermann Haas, Marktplatz 4; Friedrich Hetzner, Röthenhof; Fritz Jäger, Deutschordensstraße 4; Friedrich Rieger, Hans-Veit-Straße 2; Georg Schleier und Hans Schleier, Ritter-Konrad-Staße 2; Johann Schmidt sen. und Johann Schmidt jun., Ritter-Konrad-Straße 13. Vorstand war in dieser Zeit das Gründungsmitglied Johann Schleier, ein treuer Förderer des Chores, der auch gern Proben in seiner Werkstatt abhalten ließ.
In der Folgezeit spielt der Chor an Festtagen vormittags und nachmittags im Gottesdienst. Auf Wunsch wird bei Trauungen geblasen, bei Mitgliedern selbstverständlich immer. Bei Beerdigungen wird der Leichenzug vom Haus zum Friedhof begleitet. Liegt das Trauerhaus in einem Außenort, dann gibt es am Haus erst eine Stärkung mit Bier und Brezen, unterwegs wird bei Vereinsmitgliedern ein Trauermarsch geblasen, ansonsten Choräle.
Das 25jährige Jubiläum wird im gemeindlichen Rahmen im Saal des Gasthauses Fleischmann (Loy) abgehalten. Chorleiter Friedrich Raab hält die Ansprache. Der Chor besitzt 16 Instrumente, darunter ein Schlagzeug und eine Klarinette. Es gibt fließende Übergänge zwischen Posaunenchor und der Blaskapelle, dem Trend der Zeit folgend.
Der Absberger Posaunenchor, aufgenommen im Jahre 1933 bei einem Turnfest in Absberg
Wie sich doch die Zeiten ändern, zeigt ein Blick auf die Vornamen einer Liste von Pfarrer Otto Löffler aus dem Jahr 1946:
Unter den damals 20 Mitgliedern waren vier „Hermann“, vier „Friedrich“ und vier „Johann“ .
Vier von ihnen mußten im Krieg ihr Leben lassen und hinterließen eine schmerzliche Lücke in der Chorgemeinschaft.
So schreibt Chorleiter Friedrich Raab an den Verband evangelischer Posaunenchöre:
... am 2.12.1942 fiel der Gefreite Friedrich Späth, geb. 18.8.1910 Infanterie Pionier bei Gritsch am linken Ufer des Bsisch ( zw. Maikop und Tuapse). Wir verlieren mit ihm unseren besten Bläser....
Neben Friedrich Späth,Haptstraße 43 kehrten auch Friedrich Sauerbeck, Grießbuck 22 und Johann Lang, Hauptstraße 17 nicht mehr aus dem Krieg zurück.
Beim 40jährigen Jubiläum im Mai 1948 sind die früheren Ortspfarrer anwesend. Oberlehrer Raab gedenkt in seiner Ansprache der verstorbenen Mitglieder Martin Sauerbeck
( verstorben 1926 ) und Johann Sauer ( verstorben 1928 ) – beide waren Gründungsmitglieder-, Hans Rupp, Scheermühle
( verstorben 1932 ), und Friedrich Rieger ( verstorben 1944 ), der Großvater des heutigen Chorleiters Wolfgang Rieger.
Ferner gilt sein Gedenken den gefallenen des zweiten Weltkrieges.
Im Herbst 1949 werden im Abstand von knapp fünf Wochen die Gründungsmitglieder Johann Schleier und Chorleiter Oberlehrer Friedrich Raab aus diesem Leben abgerufen. Gründungsmitglied Georg Späth übernimmt von da an das Amt des Chorleiters, das er mit großer Liebe zur Posaunenarbeit bis nahe an sein 80. Lebensjahr ausübt. Allen drei Genannten verdankt der Posaunenchor Absberg sehr viel.
Beim 50jährigen Posaunenchorjubiläum, das im Jahr 1959 gefeiert wird, erhält Chorleiter Georg Späth die goldene Ehrennadel für 50 Jahre treuen Bläserdienst vom Posaunenchorverband verliehen.
Heinrich Walter sen. von der Furthmühle, der seit 1925 mitgeblasen hat, hält als 2. Vorsitzender des Chores beim 50jährigen Jubiläum die Festrede. Er hat mit großer Geduld Bläsernachwuchs ausgebildet. Es durften noch etwa 25 Bläser gewesen sein, um die er sich im Laufe der Zeit bemühte.
links: Pfarrer Löffler und Pfarrer Nierlich mit dem Posaunenchor beim Zug zur Kirche
rechts: Festgottesdienst zum 50. Posaunenchor Jubiläum mit Dirigenten Georg Späth
1960 übernimmt Heinrich Walter jun., Furthmühle, neben seinen Organistendienst in der Christuskirche das Dirigentenamt von Georg Späth, der im Mai 1962 als ältester Chorleiter Bayerns verstirbt.
1977 übernimmt Gerhard Barthel, der bis heute noch begeistert seine Tuba bläst, für zwei Jahre die Leitung des Chores.
Seit 1979 ist er bis heute als stellvertretender Chorleiter tätig.
Ebenfalls seit 1977 ist Fritz Walter, unser heutiger Bürgermeister, Obmann des Chores.
An Ostern 1979 spielen zum ersten Mal 13 junge Nachwuchsbläser mit den bisherigen 8 Chormitgliedern gemeinsam im Gottesdienst.
Es ist in der Vereinsgeschichte das erste Mal, daß Mädchen im Chor mitwirken.
Bisher durften laut Satzung nur konfirmierte, männliche Christen beitreten.
Ab 1979 übernimmt Pfarrer Hermann Eyselein die Leitung des Chores.
Unter seiner Leitung wurde besonders die Nachwuchsarbeit gefördert.
Durch sein Einfühlungsvermögen und seine Weitsicht in der Chorarbeit stellte er die Weichen für die Zukunft, von denen der Chor noch heute profitiert.
Im August 1990 übernimmt Wolfgang Rieger das Dirigentenamt.
Unter seiner Leitung wird die Nachwuchsarbeit weitergeführt.
90 jähriges Jubiläum am Ostermontag 1998
Im März 2000 wird die Satzung geändert:
Es können auch katholische Christen dem Chor beitreten.
Er versteht sich aber weiterhin als Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Absberg.
2004 wird Wolfgang Rieger in den Landesposaunenrat evangelischer Posaunenchöre in Bayern gewählt.
2003 werden Fritz Walter, Hühnermühle und
2004 Gerhard Barthel für 50 Jahre treuen Bläserdienst in ihrem Chor geehrt.
Als weitere stellvertretende Chorleiter engagieren sich neben Gerhard Barthel, Melanie Walter und Thomas Bickel.
Neben Julia Tauber wird Manuel Hofmann 200t in den Bayer. Landes-Jugend-Posaunenchor aufgenommen.
Er steht mit Christina Bickel und Sandra Rieger dem Chorleiter bei der Nachwuchs- Bläserausbildung zur Seite.
Im Jubiläumsjahr zählt der Posaunenchor Absberg 34 aktive Mitglieder und 9 Nachwuchsbläser.
In all den Jahren haben wir Höhen und Tiefen erlebt und die Gemeinde durch Freud und Leid begleitet.
Das Bestreben des Chores wird es auch in Zukunft sein, daß sich junge und ältere Musiker in der großen Bläserfamilie zu Hause zu fühlen;
Denn was kann trennende Barrieren mehr verbinden als die Musik ?!
Mit klassischen und modernen Stücken, geistlich und volkstümlichen Liedern sollen jung und alt auch in Zukunft angesprochen werden und allen Bläserinnen und Bläsern die Freude an ihrem Dienst in der Gemeinde Jesu Christi erhalten bleiben.
Möge so der Lobpreis für unseren Herrn auch weiterhin hörbar sein.
Nach dem Leitspruch aller Posaunenchöre
„Gott loben, das ist unser Amt“